Rechnen Sie mit allem! Der landwirtschaftliche Traum und seine Tücken. Gerichtsurteile und Verfahren zu Betrügereien beim Traktorkauf
Traktoren, Landmaschinen und Baumaschinen sind für viele Landwirte und Bauunternehmer unverzichtbare Werkzeuge. Doch gerade bei diesen teuren Investitionen lauern Betrüger, die mit raffinierten Methoden ahnungslose Käufer um ihr hart verdientes Geld bringen.
Der Betrug beim Kauf von Traktoren, Landmaschinen und Baumaschinen ist kein seltenes Phänomen und führt immer wieder zu gerichtlichen Verfahren. Einige beispielhafte Urteile und Verfahren verdeutlichen die verschiedenen Facetten und die rechtlichen Konsequenzen solcher Betrügereien.
Die verlockenden Angebote: Zu schön, um wahr zu sein
Eines der Hauptmerkmale von Betrugsmaschen im Bereich des Traktorkaufs sind die vermeintlich unschlagbaren Preise. Auf Plattformen wie landwirtschaftlichen Fachportalen, Kleinanzeigenportalen und sogar in Zeitungsannoncen finden sich Angebote für Traktoren und Baumaschinen weit unter dem Marktwert. Solche Inserate locken mit besonders günstigen Preisen und scheinen oft ein echtes Schnäppchen zu sein.
Beispiel: Der unschlagbare Preis
Stellen Sie sich vor, Sie finden ein Angebot für einen gebrauchten Traktor, der normalerweise zwischen 40.000 und 60.000 Euro kostet, für nur 20.000 Euro. Ein Landwirt aus Bayern berichtet, dass er auf eine solche Anzeige gestoßen ist und sofort Kontakt mit dem vermeintlichen Verkäufer aufgenommen hat. Der Verkäufer gab sich als Landmaschinenhändler aus und schickte sogar scheinbar authentische Dokumente wie den Fahrzeugschein und seinen Personalausweis.
Die Masche: Vorauszahlung und Transportkosten
Ein häufiger Trick der Betrüger ist die Forderung nach einer Vorauszahlung für den Transport des Fahrzeugs aus dem Ausland. Sobald der Käufer das Geld überwiesen hat, bricht der Kontakt ab und das Geld ist verloren.
Vorauszahlung für den Transport
Ein Landwirt aus Niedersachsen wurde Opfer dieser Masche, als er für einen Traktor aus den Niederlanden eine Vorauszahlung von 5.000 Euro leisten sollte. Der Verkäufer gab an, dass dies die Transportkosten seien. Nach der Überweisung hörte der Landwirt nie wieder etwas von dem Verkäufer.
Dies widerfuhr auch einem Unternehmer aus Bayern, der wollte einen gebrauchten Bagger für 35.000 Euro kaufen und stieß auf ein verlockendes Angebot im Internet. Der vermeintliche Verkäufer forderte eine Vorauszahlung von 5.000 Euro für den Transport aus dem Ausland. Nach der Zahlung stellte sich heraus, dass der Verkäufer nicht existierte und das Inserat gefälscht war.
Urteil des Oberlandesgerichts München (Az.: 5 U 3506/19): Das Oberlandesgericht München bestätigte das Urteil der Vorinstanz und verurteilte den Betrüger zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Das Gericht erkannte in diesem Fall eine hohe kriminelle Energie und die systematische Täuschung der Käufer. Zusätzlich wurde dem Kläger ein Schadensersatz zugesprochen, den er jedoch zivilrechtlich durchsetzen musste.
Gefälschte Webseiten und Dokumente: Die Täuschung perfektionieren
Betrüger gehen oft noch weiter und erstellen gefälschte Webseiten von real existierenden landwirtschaftlichen Betrieben oder Händlern. Diese Webseiten sind oft professionell gestaltet und enthalten detaillierte Informationen, die Vertrauen erwecken sollen.
Die gefälschte Webseite
Ein Landmaschinenhändler aus dem EU-Ausland schien ein attraktives Angebot für einen Bagger zu haben. Der Käufer überprüfte die Webseite des Händlers, die sehr professionell aussah. Auch die übermittelten Dokumente wie Steuernummer, Personalausweis und Fahrzeugschein schienen authentisch. Der Käufer überwies eine Anzahlung von 10.000 Euro und wartete vergeblich auf die Lieferung.
So erging es auch einem Landwirt aus Niedersachsen, der wurde Opfer eines Betrugs beim Kauf eines Traktors über eine gefälschte Webseite eines angeblichen Landmaschinenhändlers. Er überwies eine Anzahlung von 15.000 Euro auf ein ausländisches Konto, ohne den Traktor jemals zu erhalten. Nach Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Betrüger eine ganze Reihe solcher gefälschten Webseiten betrieben. Das Amtsgericht Düsseldorf führte ein umfangreiches Verfahren (Az.: 120 Js 381/18), bei dem mehrere Täter identifiziert und angeklagt wurden. Die Haupttäter wurden wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht stellte fest, dass die Täter systematisch vorgegangen waren und durch ihre Handlungen eine Vielzahl von Geschädigten um hohe Beträge gebracht hatten.
Der IBAN-Trick: Betrug durch manipulierte Kontonummern
Eine besonders raffinierte Masche besteht darin, die Kontonummer des Händlers in E-Mails zu manipulieren. So geschehen bei der Landwirtin Sabrina B., die eine Überweisung von 25.000 Euro an eine falsche IBAN tätigte, nachdem Betrüger die Kontonummer in der E-Mail des echten Händlers verändert hatten.
Eine Landwirtin aus Oberschwaben, Baden-Württemberg und ein Landmaschinenhändler wurden beide Opfer des Cyber-Betruges
Landwirtin Sabrina B. und der Landmaschinenhändler W. lebten nur zwei Kilometer voneinander entfernt und kannten sich seit Jahren. Nach Erhalt der Rechnung per E-Mail überwies die Landwirtin Sabrina B. das Geld an die angegebene IBAN. Erst später stellte sich heraus, dass die Mail abgefangen und die Kontonummer verändert worden war. Die Betrüger hatten die Technik so gut manipuliert, dass die Überweisung auf ein Konto bei einer niederländischen Bank mit deutscher IBAN ging. Trotz sofortiger Meldung bei der Bank konnte das Geld nicht zurückgeholt werden.
Gefälschte Identitäten und Dokumente
In einem bundesweit beachteten Fall hatte eine Gruppe von Betrügern über Jahre hinweg gefälschte Angebote für Landmaschinen im Internet geschaltet. Die Täter verwendeten gefälschte Identitäten und Dokumente, um das Vertrauen der Käufer zu gewinnen. Zahlreiche Landwirte und Unternehmer wurden Opfer dieser Masche und verloren insgesamt über eine Million Euro.
Der Bundesgerichtshof bestätigte die Urteile der Vorinstanzen, die die Haupttäter zu Freiheitsstrafen zwischen fünf und acht Jahren verurteilt hatten. Der BGH betonte in seiner Entscheidung (Bundesgerichtshofs (BGH) (Az.: 2 StR 474/14) die besondere Schwere der Schuld und die erhebliche kriminelle Energie der Täter. Zudem wurde die Rückzahlung der ergaunerten Beträge angeordnet, obwohl die Vollstreckung in der Praxis oft schwierig ist.
So auch im Verfahren vor dem Landgericht Hamburg (Az.: 603 KLs 11/15). In diesem Fall wurde ein Landwirt aus Schleswig-Holstein beim Kauf eines gebrauchten Traktors betrogen. Der Verkäufer, der sich als seriöser Händler ausgab, forderte eine Vorauszahlung für den Transport des Fahrzeugs. Nach der Zahlung von 8.000 Euro stellte sich heraus, dass der Verkäufer unter einer falschen Identität agierte und der Traktor nie existierte. Das Landgericht Hamburg führte ein umfangreiches Verfahren, bei dem mehrere Betrüger angeklagt wurden. Die Hauptangeklagten wurden wegen bandenmäßigen Betrugs zu Freiheitsstrafen von jeweils sechs Jahren verurteilt. Das Gericht stellte fest, dass die Täter ein ausgeklügeltes System entwickelt hatten, um ihre Opfer zu täuschen und hohe Geldbeträge zu ergaunern.
Wie schützen Sie sich vor Betrug?
1. Preisvergleiche anstellen
Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch. Vergleichen Sie die Preise ähnlicher Modelle bei verschiedenen Anbietern.
2. Direkter Kontakt zum Verkäufer
Rufen Sie den Verkäufer an und klären Sie alle Details persönlich. Ein persönlicher Kontakt kann helfen, ein besseres Gefühl für die Seriosität des Verkäufers zu bekommen.
3. Besichtigung vor Ort
Bestehen Sie darauf, das Fahrzeug vor Ort zu besichtigen, bevor Sie eine Zahlung leisten. Betrüger werden in der Regel Ausreden finden, warum eine Besichtigung nicht möglich ist.
4. Keine Vorauszahlungen
Leisten Sie keine Vorauszahlungen für Transportkosten oder Anzahlungen, bevor Sie das Fahrzeug gesehen haben. Seriöse Verkäufer werden hierfür Verständnis haben.
5. Dokumente und Webseiten prüfen
Prüfen Sie die Echtheit der Dokumente und Webseiten des Verkäufers genau. Kontaktieren Sie den angeblichen Betrieb oder Händler direkt, um die Echtheit zu verifizieren.
6. Nutzung sicherer Zahlungswege
Vermeiden Sie Geldtransferdienste wie Western Union oder MoneyGram. Nutzen Sie sichere Zahlungswege und verifizieren Sie die Kontodaten mehrfach.
7. Meldung bei der Polizei
Melden Sie verdächtige Inserate und Betrugsversuche der Polizei. Dies hilft, andere potenzielle Opfer zu schützen und die Betrüger zur Rechenschaft zu ziehen.
Fazit: Vorsicht und Achtsamkeit
Die betrügerischen Maschen beim Kauf von Traktoren, Landmaschinen und Baumaschinen sind vielfältig und oft schwer zu durchschauen. Durch Wachsamkeit, gründliche Überprüfung der Angebote und direkte Kommunikation mit dem Verkäufer können Sie sich jedoch effektiv schützen. Vertrauen Sie Ihrem Instinkt. So vermeiden Sie finanzielle Verluste und unnötigen Ärger.
Juristischer Tipp: Konsequenzen und Prävention
Die genannten Urteile zeigen, dass Betrüger beim Kauf von Traktoren und Landmaschinen mit empfindlichen Strafen rechnen müssen. Gleichzeitig verdeutlichen sie die Bedeutung von Wachsamkeit und sorgfältiger Prüfung bei solchen Investitionen. Als potenzieller Käufer sollten Sie stets skeptisch sein, besonders bei außergewöhnlich günstigen Angeboten, und keine Vorauszahlungen leisten, ohne das Fahrzeug und den Verkäufer persönlich überprüft zu haben. Als erfahrener Rechtsanwalt empfehle ich, stets schriftliche Verträge zu schließen und alle Kommunikation zu dokumentieren. Im Falle eines Betrugs haben Sie so wichtige Beweise, die bei der Strafverfolgung und der Rückholung des Geldes hilfreich sein können. Bei Verdacht auf Betrug sollten Sie unverzüglich rechtliche Schritte einleiten und die Polizei informieren, um sich selbst und andere potenzielle Opfer zu schützen.
Autor: Dr. Thomas Schulte, Rechtsanwalt
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